Ein Feuerwerk zum Gründungstag

Heute vor 100 Jahren wurde der Musikverein „Konkordia“ Malsch aus der Taufe gehoben – Jubiläumsveranstaltungen fielen wegen Corona aus – Beginn ist um 19 Uhr

Von Timo Teufert (Rhein-Neckar-Zeitung)

Malsch. Heute vor genau 100 Jahren – am 15. Dezember 1920 – wurde in Malsch der Musikverein „Konkordia“ gegründet. 2020 wollte der Verein dieses Jubiläum eigentlich auch gebührend feiern, doch die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass fast alle geplanten Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Nur der Gottesdienst mit anschließendem Neujahrsempfang am 6. Januar und das Letzenberg Open-Air im September konnten stattfinden. Am heutigen Tag war ein Fackelzug zum Gründungsort und ein anschließender „Zapfenstreich“ zur Feierstunde geplant, doch auch dies ist angesichts des Infektionsgeschehens nicht mehr möglich gewesen. Deshalb hat sich der Musikverein einen Ersatz einfallen lassen: Heute wird es um 19 Uhr zum Ehrentag ein Feuerwerk geben. Die Mälscher können dies von der heimischen Terrasse oder dem Balkon bei einem Glas Sekt oder einer Tasse Glühwein coronakonform bewundern.

Musikkapelle 1925, Dirigent: Wilhelm Spieler

„Corona hat uns einen Strich durch unser Jubiläumsjahr gemacht“, sagt „Konkordia“-Vorstand Peter Dohmeier. So hatte man zum Beispiel Anfang Mai ein großes Festwochenende vorgesehen. Beim Letzenbrass-Festival sollten bekannte Kapellen wie „Viera Blech“ – ein Top-Act beim alljährlichen „Woodstock der Blasmusik“ in Ort in Tirol –, die Katzbachtaler oder die „Lentilsbelly“-Brass-Band aufspielen. „Wir stecken den Kopf nicht in den Sand und schauen, was wird an Veranstaltungen 2021 nachholen können“, sagt Dohmeier. Terminiert ist bereits das Letzenbrass-Festival auf Ende April und auch das Candle-Light-Konzert soll nachgeholt werden. Allerdings stehen die Planungen immer unter dem Vorbehalt, dass die Corona-Verordnungen sie zulassen. Geplant ist auch wieder das Letzenberg Open-Air: „Das kam sehr gut an, deshalb wollen wir das Picknick mit Musik auf dem Letzenberg wiederholen“, sagt Dohmeier. 

Heute lässt er aber erst einmal die Feuerwerksraketen in den Malscher Himmel steigen, um an die Gründung vor 100 Jahren zu erinnern. Die Ursprünge des Musikvereins reichen sogar noch weiter zurück, hatte er seine Wurzeln doch in einer kleinen Kapelle, zu der sich vor der Jahrhundertwende mehrere Musiker zusammengefunden hatten. Sie alle hatten sich der Blasmusik verschrieben: Es war der Holzschuhmacher Gustav Stolz, der 1885 nach Malsch zog und dort musizierende Mälscher um sich scharrte. Bald spielte die „Stolz’sche Kapelle“ regelmäßig bei „Streimels“, dem ehemaligen Gasthaus „Zum Prinz Karl“, sowie bei Veranstaltungen im Ort. Krankheitsbedingt konnte Stolz die Kapelle nicht weiterführen, weshalb Gabriel Brucker, selbst aktiver Trompeter, 1908 die Instrumente von ihm übernahm und gemeinsam mit seinen Brüdern Jakob und Johannes eine neue Gruppe unter dem Namen Konkordia ins Leben rief. Die Gebrüder Brucker waren es auch, die nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1920 den Impuls zur Gründung des Musikvereins gaben. Schon kurz nach der Gründung zählte der Verein 20 aktive und 127 passive Mitglieder. „Gewiss eine stattliche Zahl, wenn man in Betracht zieht, dass Malsch damals lediglich 1600 Einwohner zählte“, heißt es in der Chronik.

Der Zweite Weltkrieg war eine Zäsur für den damals noch jungen Verein, da viele aktive Musiker zum Wehrdienst eingezogen wurden. Die Kapelle war nicht mehr spielfähig. Nach dem Krieg fanden sich die Aktiven aber bald wieder zum gemeinsamen Spiel zusammen, sodass die Kapelle am Weißen Sonntag 1946 wieder öffentlich auftreten konnte. In der Zeit des Wirtschaftswunders wurden viele Kontakte ins Ausland geknüpft – Besuche bei den befreundeten Vereinen sowie die Gegenbesuche in Malsch inklusive.

Musikkapelle 2020, Dirigent: Simon Schönhoff

Weil die Gerätschaften, die man für die zahlreichen Veranstaltungen benötigte, immer mehr wurden, entschloss sich der Verein Mitte der 1990er Jahre zum Bau eines Vereinsheims, das 1997 auf den Namen Konkordiastadel getauft wurde. Dort entstanden nicht nur Lagerräume, man schaffte auch eine Heimat für den Verein. „Heute, 100 Jahre nach der Gründung des Vereins, scheint sich gerade mit Blick auf die bewegte Vergangenheit vieles geändert zu haben. Doch auch heute bedarf es noch ehrgeiziger, engagierter Menschen, die sich für den Verein einbringen, die ihre Liebe zur Blasmusik durch unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit unter Beweis stellen“, heißt es in der Chronik. Und das nicht nur musikalisch, sondern zum Beispiel auch beim Weizenbierfest oder früher dem Mälscher Markt.

Musikalisch fühlt man sich der Volksmusik zwar verbunden und spielt weiterhin Polka und Marsch, das Repertoire der Kapelle geht heute aber weit darüber hinaus. Unter Dirigent Simon Schönhoff setzt sich die Öffnung hin zur sinfonischen und modernen Blasmusik weiter fort. „Blasmusik ist längst auch Mainstream geworden. Musical- und Filmmusiken sowie moderne Klänge haben heute ebenso ihren Platz in den Konzertprogrammen des Musikvereins gefunden.“

Und auch bei der Jugendarbeit hat die „Konkordia“ ihren Weg gefunden. Anfang der 2010er Jahre fiel es zunehmend schwerer, Nachwuchs für die Kapelle zu gewinnen. Ein breites Vereinsangebot sowie die intensivere Nutzung von digitalen Medien wirkten sich auch auf den Musikverein aus. Aus diesem Grund wurde 2013 die Kooperation mit der Grundschule Malsch gestartet, in der mit Hilfe der Musikschule Rauenberg eine Bläserklasse etabliert wurde. „Im Bläserklassenunterricht lernen die Kinder zum einen von Anfang an, wie man in einem Orchester gemeinsam musiziert, und zum anderen bekommen sie Instrumentalunterricht in Gruppen oder auch einzeln“, heißt es in der Chronik.

Nach ein bis zwei Jahren der Ausbildung am Instrument kann zusätzlich zum Unterricht auch die Jugendkapelle besucht werden. Dort werden das Zusammenspiel gefördert und die Grundlagen eines Orchesters vermittelt. Bei mehreren Auftritten hat die 16-köpfige Jugendkapelle zudem die Möglichkeit, ihr Können öffentlich unter Beweis zu stellen – so zum Beispiel beim Konzert „Ein Abend mit Musik“. Haben die jungen Musiker erst einmal ausreichend Spielpraxis, können sie an Bläserlehrgängen teilnehmen. Wird dieser erfolgreich bestanden, kann der Nachwuchs ins Hauptorchester wechseln.

Info: Die Festschrift 100 Jahre Musikverein Konkordia Malsch ist für einen Unkostenbeitrag von sieben Euro bei den Vorständen des Musikvereins erhältlich.